Nachhaltig: Gips-Recycling ist die Zukunft
Gips ist vollständig recyclebar.
Naturgips abzubauen ist nicht nachhaltig. Es werden Rohstoffe für einen kurzen Zeitraum aus dem Boden geholt, dabei Gesteine und Geschichte zertrümmert, und Naturkreisläufe gestört.
Die Rohstoffe aller Bergwerke und Tagebaue sind endlich. Wenn man Gips als Baustoff verwenden möchte, ist man für die nachfolgenden Generationen nur dann gerüstet, wann man Gips recyclet. Gips ist glücklicherweise zu 100% immer wieder recyclebar:
„Wie wohl kaum ein anderer Baustoff eignet sich Gips für ressourceneffizientes Bauen, denn er lässt sich beinahe unbegrenzt recyceln und wird nie zu Abfall.“
Gips bleibt Gips – Ressourcenschonung durch Gipsrecycling: Medieninformation 1/24 von Bundesverband der Gipsindustrie e. V: https://www.gips.de/meta/presse/detail/gips-bleibt-gips zuletzt abgerufen am 10.11.2024
Leider wird in Deutschland zu wenig Gips recyclet:
Das waren laut Umweltbundesamt 2017 nur 5% der Gips-Baustoffe bzw. Gipskartonplatten.
In den Niederlanden wurden 2021 schon 15,2% Gipskartonplatten recyclet, und in England waren es sogar 42% im Jahr 2015:
Umweltbundesamt 2017, Ökobilanzielle Betrachtung des Recyclings von Gipskartonplatten: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2017-04-24_texte_33-2017_gipsrecycling.pdf , Seite 44
Das kann verbessert werden:
Eigentlich fallen viel mehr Bauabfälle aus und mit Gips an, als registriert sind.
„Erst Mit einer Zero-Waste-Initiative setzt die Senatsverwaltung Berlin jetzt ein deutliches Zeichen für hochwertiges Gipsrecycling. Seit Jahresbeginn dürfen nicht nur in Berlin Gipsplatten – sofern sie frei von Anhaftungen und mineralischen Störstoffen sind – nicht mehr auf Deponien abgegeben werden.
„Zu Recht“, findet Dipl.-Ing. Holger Ortleb, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Gipsindustrie und der Forschungsvereinigung der Gipsindustrie: „Gips ist das einzige natürliche mineralische Material, das nach der Aufbereitung und Verwendung als Baustoff durch Recycling und anschließendes Calcinieren in seinen ursprünglichen Zustand als Roh- bzw. Baustoff zurückgebildet werden kann. Ein geschlossener Kreislauf ‚Gips zu Gips‘ ist durchaus denkbar.““ (ebenda)
Damit werden schon ab 2024 mehr Gipsabfälle entgegen genommen. Sie müssen neuerdings sortenrein getrennt gesammelt werden (laut Gewerbeabfallverordnung vgl. § 8 Abs. 1 Nr. 7 GewAbfV).
Seit 1.1.2024 dürfen gipshaltige Bauabfälle nicht mehr in Deponien gelagert werden.
Durch dieses Gesetzt fallen seit 1.1.2024 mehr Gipsabfälle zum Recycling an, und werden nicht auf irgend welchen Deponien entsorgt. Deshalb braucht es in Zukunft weniger Gips-Bergwerke.
Rahmenbedingungen für Gips-Recycling sollten von der Bundesregierung in Deutschland optimiert werden, um Recycling besser zu ermöglichen:
„Ortleb weist darauf hin, dass Gipsrecycling eine wichtige Funktion bei der Versorgung mit dem Rohstoff übernehmen kann: „Speziell dieser Baustoff ist dafür ganz hervorragend geeignet, weil man ihn fast sortenrein zurückgewinnen und anschließend immer wieder in hochwertigen Kreisläufen recyceln kann.“
Derzeit werde das Recycling jedoch von entgegenstehenden rechtlichen Rahmenbedingungen erschwert. „Das muss dringend geändert werden,“ so Ortleb weiter und verweist auf den Abschlussbericht der DERA/BGR-Dialogplattform Recyclingrohstoffe vom Oktober vergangenen Jahres. „Darin werden dringend notwendige Handlungsoptionen für die Politik benannt.“ Um die Potenziale beim Gipsrecycling optimal zu nutzen, sei es seitens der Bundesregierung notwendig, möglichst schnell für eine gesetzliche Grundlage zu sorgen, damit eine Verwendung von Recycling-Gips als sekundärer Rohstoff ohne Einschränkungen möglich ist.“
Dabei ist es an der Bundesregierung, beispielsweise zu definieren, wann Gips-Abfälle, die ins Recycling gehen, noch Abfall sind, und wann sie Rohstoff sind.
Auch andere Probleme sind hier benannt: So hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) beauftragt, einen Dialog durchzuführen, und hat folgendes Dokument erarbeitet und im August 2023 veröffentlicht:
Abschlussbericht der Dialogplattform „Recyclingrohstoffe“:
https://www.recyclingrohstoffe-dialog.de/Recyclingrohstoffe/DE/Downloads/58_DERA_Dialogplattform_Recyclingrohstoffe_Langversion.pdf (von: Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), August 2023, zuletzt abgerufen 10.11.2024)
Vorbildhafte Beispiele für Gips-Recyling:
Lindner recyclet schon seit 2022. Mit nur einer Anlage 50.000 Tonnen Gips jährlich.
Die Firma Lindner NORIT GmbH & Co. KG aus Dettelbach macht es vor, wie man komplexe gipshaltige Abfälle wirtschaftlich recyclet:
„Mit der neuen Anlage können jährlich gut 50.000 Tonnen an recycelbaren Gipsabfällen in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden. Aus den Abfällen werden rund 44.000 Tonnen abbindefähiger Gips gewonnen und die gleiche Menge an Primärrohstoff eingespart. Die Innovation fördert die Vielfältigkeit des Rohstoffbezugs und hilft den Abbau von Naturgips zu reduzieren. Damit wird die Umsetzung des Ressourceneffizienzprogramms ProgRess und der deutschen Rohstoffstrategie gefördert.“
Wirtschaftliches Recycling komplexer gipshaltiger Abfälle, Pressemitteilung Nr. 174/22 vom 06.12.2022 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV): https://www.bmuv.de/pressemitteilung/wirtschaftliches-recycling-komplexer-gipshaltiger-abfaelle, zuletzt abgerufen am 10.11.2024
Bekanntlich gibt es mehrere Firmen, die mit Gips und Gips-Produkten tätig sind. Bezogen auf den Markt in Deutschland wird deshalb kein Gips-Bergwerk in der Altertheimer Mulde benötigt.
Die Firma Knauf ist führend im Gips-Recycling in Frankreich.
Auch in den Niederlanden recyclet Knauf Gips. Das recyclete Gips stammt nicht nur aus Produktionsabfällen, sondern aus gipshaltigen Abfällen. Auf der niederländischen Website schreibt Knauf:
„Dank eines kontrollierten Entwässerungsprozesses kann jedes Material auf Gipsbasis in Form eines Rohstoffs für die Herstellung von Gipsplatten oder -steinen wieder in die Produktionskette integriert werden. Dieser Kreislaufprozess, der auch als „closed loop recycling“ bezeichnet wird, kann endlos wiederholt werden, ohne die Qualität der Endprodukte zu beeinträchtigen, da Gips ein zu 100 % recycelbares Material ist.“
(„Knauf Blue – De recycling van gips“: https://knauf.com/nl-BE/duurzaamheid/knauf-recycling/gips-recyclage, zuletzt abgerufen am 21.11.2024)
Mit dieser Expertise kann sich Knauf auch in Deutschland mit Nachhaltigkeit einen Namen machen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Das ist besser, als in Naturschutzgebieten und Wasserschutzgebieten Bergwerke zu errichten, die nur für kurze Zeit Rohstoffe geben, aber für lange Zeit Wasserversorgung und Natur auf’s Spiel setzen. Vielen Dank an die Firma Knauf, dass auch sie am zukunfstsfähigen, nachhaltigen Gips-Recycling arbeiten.